Ammergauer Kamm

Ende August 2016

Schon länger hatten wir uns die Bergtour über den langen Ammer­gauer Kamm in den Kopf gesetzt. Auf dem Maximilians­weg (Alpin­variante) wird die Tour meist in zwei Etappen mit einer Hütten­über­nachtung vorge­schlagen. Wir hatten dieses Jahr schon viele Touren unter­nommen und waren recht fit, deshalb suchten wir eine Variante, den Kamm ohne Gepäck an einem Tag zu schaffen.

Wir wussten, dass wir lange unter­wegs sein würden, also stellten wir uns den Wecker und starteten von einem Park­platz an der Straße zwischen Linderhof und Plansee. Wir radelten bequem leicht bergab bis nach Ober­ammergau zur Talstation der Kolben­sessel­bahn, um ein paar Höhen­meter zu "schummeln". Gleich nach Kassen­öffnung waren wir unter den ersten Fahr­gästen und auch an der Berg­station herrschte noch kein großer Trubel, den die dortige Infra­struktur bei schönem Wetter erwarten lässt.

Auf dem Weg zum August-Schuster-Haus waren wir ganz einsam unter­wegs. Nach einer kurzen Rast begann der eigent­liche Kammweg. Dafür, dass wir auf dem Maximilians­weg liefen, der dort auch der Europäische Fern­wander­weg E4 ist, war es ein erstaun­lich schmaler Berg­pfad. Unterwegs hat man schöne Ausblicke auf die südlichen Berg­ketten, begegnet bizarren Fels­formationen und sieht ab und zu tief ins Tal der Linder und zum Schloss Linderhof. Bis zur Brunnen­kopf­hütte war die Wanderung noch recht moderat, allerdings verlangt auch der abschüssige Wiesen­hang, durch den der Pfad führt, Aufmerk­samkeit und Tritt­sicherheit.

Am Brunnen­kopfhaus konnten wir uns nochmals stärken und dann begann der anstrengendste Teil der Tour - der Aufstieg zur Großen Klamm­spitze. Nach einem steilen Anstieg durch ein Kar folgt im Gipfel­bereich eine anspruchs­volle Fels­kraxelei. Wir wären dort ungern mit Über­nachtungs­gepäck auf- oder abgestiegen. Erstaun­lich, dass es dort keine Sicherungen gibt, zumal eine Gedenk­plakette an frühere Berg­opfer erinnert.

Nach der Klamm­spitze folgt eine echte Grat­wanderung. Nur wenige Zenti­meter links und rechts vom Pfad geht es mehrere hundert Meter tief ins Tal. Tritt­sicherheit und Schwindel­freiheit sind aus unserer Sicht für diese Tour unbedingt not­wendig. Für den noch folgenden Aufstieg zum Feigen­kopf mussten wir noch einige Reserven mobili­sieren, obwohl der Feigen­kopf im Vergleich zur Klamm­spitze von weitem recht harmlos aussieht. Zwischen Feigen­kopf und Gruben­kopf verlässt der Weg den Kamm in Richtung Hirsch­wang­hütte.

Die Vegetation wird viel­seitiger und bunter und wir begegneten vielen Gämsen, die von uns wenig Notiz nahmen und friedlich in der Nachmittags­sonne ästen. Die Hirsch­wang­hütte ist nicht öffentlich, ein nettes Pärchen, das dort übernachtete, wünschte uns einen guten Abstieg. Bis zum Bäckenalm-Sattel folgte ein steiler Abstieg und im letzten Abend­licht kamen wir dort an.

Bis zu unserem Ausgangs­punkt waren es jetzt noch knapp sechs Kilo­meter, zuerst auf einem schmalen Pfad durch hüft­hohen "Alpen-Rhabarber" - oder was auch immer das war - und später auf einem Forstweg. Wir hatten inzwischen längst die Stirn­lampen eingeschaltet, es war ja von vornherein klar, dass wir erst im Dunkeln wieder am Auto sein würden.

Auf der Rückfahrt sammelten wir an der Sessel­bahn unsere Fahr­räder wieder ein und hatten am nächsten Tag erwartungs­gemäß ordent­lichen Muskel­kater. Immerhin waren wir im stetigen Auf und Ab 20 Kilometer auf dem Kamm unterwegs und sammelten dadurch knapp 1350 Höhen­meter im Auf- und 1650 im Abstieg. Aber die Tour war so schön, dass wir sie jeder­zeit wieder­holen würden.