Bierwanderung durch Oberfranken

Mitte September 2017

Natur - Kultur - Biertour

Susis Bruder Martin wollte gern mit uns Urlaub machen und wir schlugen ihm vor, gemeinsam zu wandern. Zwar war er als Wander­neuling anfangs etwas skeptisch, aber auf den Vorschlag einer (Bier-)Wanderung durch Ober­franken kam sofort ein zustimmendes: "Das machen wir!"

Bekanntlich ist die Brauerei­dichte in Ober­franken eine der höchsten der Welt. Angeblich gibt es in einem Ort vier Brauereien auf 800 Einwohner. Viele der Brauereien bzw. die örtlichen Tourismus­verant­wortlichen versuchen, ihre Kunden durch ent­sprechende Themen­wege anzulocken und so gibt es eine Reihe von aus­gewiesenen Bier­wegen zwischen einzelnen Brauereien. Wir wollten eine knappe Woche unterwegs sein und deshalb verbanden wir in unserer Planung einige davon über den Franken­weg. Unser Start­punkt war in Gräfen­berg (bis dorthin fährt der Zug von Nürnberg). Das Ziel sollte in der Nähe von Bamberg liegen.

Wir hatten vor, im neu genähten Zelt zu über­nachten. Martin wollte es etwas spartanischer. Deshalb kam er zwei Tage früher nach München und Martin und Ralf nähten gemeinsam noch ein Tarp für ihn.

Dann ging es los. Wir stellten Martins Auto in Strullen­dorf am Bier­garten der Brauerei Griess ab, über­nachteten gleich dort und fuhren am Morgen mit dem anderen Auto nach Gräfen­berg. Leider hatte die Brauerei Griess Betriebs­ferien und so blieb uns das Start­bier in dem sehr hübschen Bier­garten direkt auf dem Braukeller leider verwehrt. So konnten wir erst bei der Brauerei Friedmann mit dem Biertest beginnen. Das behielten wir bei: Wir bestellten immer drei unter­schiedliche Sorten, um wirklich einen guten Überblick über die Vielzahl der haus­gebrauten Biere zu bekommen und jeder durfte von allem kosten.

Der Franken­weg ist ein bequemer Wander­weg von der Schwäbischen Alb bis nach Thüringen. Der Fünf-Seidla-Steig verlief anfangs auf dem selben Weg und führte uns schon in Gräfen­berg an zwei Brauereien vorbei. Die zweite war aber zum Glück noch geschlossen, so dass wir uns nur mit leicht angeheitertem Gemüt auf die Reise begaben. Am Orts­ausgang von Gräfen­berg lockte uns dann schon ein weiteres Schild zur Bieroase (Red Castle), wo ein sehr netter und engagierter Brau­meister neben verschiedenen sehr guten Biersorten auch noch andere Bierprodukte herstellt: vom Biereis bis zur Biersülze. Wenn man dort einkehrt, wird aus dem Fünf-Seidla-Steig sogar ein Sechs-Seidla-Steig.

Danach wurde dann aber wirklich mal ordentlich gewandert, über Thuisbrunn ging es nach Hohen­schwärz. Vielleicht lag es daran, dass es das erste dieser Tour war, aber auch aus heutiger Sicht gab es bei der Brauerei Hofmann das beste Schäuferle der ganzen Reise. Sooo lecker! Wir hielten uns danach gar nicht lang dort auf, denn wir wollten an dem Tag noch eine ordentliche Strecke schaffen. Durchs Wasser­wiesen­bach­tal, vorbei an Eggloff­stein ging es ins Trubachtal. Der ein oder andere Kletterer wird es vielleicht schon vermuten - wir blieben am Kuchen im Gasthof von "Oma Eichler" kleben und so ging es dann doch nicht wie geplant zum Camping Betzenstein. Den kleinen, gemütlichen Camping am Gasthof Eichler kannten wir schon von früher, als wir noch selber klettern gingen und er ist immer noch ein Treffpunkt inter­nationaler Kletterer in Franken. Die jetzige Chefin ist genauso nett wie die inzwischen verstorbene "Oma Eichler" und kann auch hervorragenden Kuchen backen. Danke für die nette Bewirtung! Ohne Gepäck liefen wir dann abends über Wolfsberg zur Reichels­mühle. Die kleine Abend­wanderung war ganz nett, die Küche der Reichels­mühle eher durchschnittlich. Aber dank des reichlichen Mittag­essens brauchten wir ja ohnehin nicht mehr viel.

Nach einer erholsamen Nacht ging es am nächsten Morgen vorbei an der Ruine Wolfs­berg hinauf zum Signal­stein und wir waren kurz wieder auf dem Frankenweg. Den Schlenker über Ober­trubach ließen wir aus und liefen statt­dessen durch das einsame Pitztal zur Burg­ruine Leien­fels. Auf der ganzen Tour ging es immer wieder ordentlich bergab und -auf. Irgendwie liegt Ober­franken doch im Gebirge. Wir liefen weiter nach Kirchen­birkig und da die Wanderung schon ziemlich lang und es schon recht spät war, schummelten wir ein bisschen und fuhren mit dem Bus nach Potten­stein. Im Püttlach­tal, etwas außerhalb von Potten­stein, gibt es einen schönen Camping­platz und nachdem wir den Busfahrer fragten, wie wir von Potten­stein am besten dorthin kämen, fuhr er uns kurzerhand gleich bis vor die Tür. Wir waren ohnehin seine einzigen Fahrgäste.

Abends erkundeten wir ein bisschen das malerisch gelegene Potten­stein und kehrten zum Abend­brot bei der Brauerei Mager ein. Auch dort fragten wir wieder nach dem besten Nachhause­weg zum Camping­platz, was ähnlich endete: Der Jung­brau­meister lud uns kurzer­hand in sein Auto und fuhr uns wieder zum Camping. Er sagte, dass man ohnehin so viel sinnlose Strecken mit dem Auto führe, da könne man auch mal als nützliche Fahrt seine Gäste nach Hause bringen. Wir sind auf der ganzen Tour nur äußerst netten und liebens­werten Franken begegnet.

Dann liefen wir über die Schütter­smühle zum Schön­grund­see, besuchten das Teufels­loch, stiegen über das Sänger­häuschen hinauf zur Burg Potten­stein und wanderten zum Aussichts­turm "Himmels­leiter". Die Gegend um Potten­stein ist schon besonders schön, find ich. Nur die Museums­brauerei (Bruckmayers Urbräu) blieb uns verwehrt. Dass am Abend aber noch andere Biere in Potten­stein getestet werden mussten, muss wohl kaum noch erwähnt werden. 🙂

Der Wetter­bericht kündigte eine herauf­ziehende Sturm­front an, ein paar erste Vorzeichen des Wetter­umschwungs waren schon zu erkennen und so änderten wir unsere Planung abermals: Wir wanderten durchs Püttlachtal über Tüchers­feld bis zur Behringers­mühle im Wiesent­tal. Von dort sollte es per Bus weitergehen. Die Warte­zeit auf den Bus überbrückten wir an der Behringers­mühle. Womit wohl? 🙂 Die Busfahrt selbst bis nach Gräfen­berg war lustig und auch ein bisschen abenteuerlich. In Gößwein­stein mussten wir umsteigen. Von dort holte uns ein Kleinstbus (7-Sitzer) ab und auf der weiteren Fahrt nach Gräfen­berg erzählte uns der Fahrer noch einige lustige Informationen über die Sehens­würdigkeiten. Wir fuhren am Grundstück des welt­berühmten Clowns Popow vorbei und auch von Antony Quinn war die Rede. So holten wir unseren VW-Bus in Gräfen­berg ab und auf der Suche nach einem passenden Über­nachtungs­platz trafen wir schon wieder bei "Oma Eichler" ein. Sie freute sich herzlich, uns so schnell wiederzusehen. Martin bekam statt Tarp eine feste Unter­kunft und Susi und Ralf schliefen sicher und geschützt im VW-Bus. Vorher gab es natürlich noch ein weiteres Schäuferle zum Abendbrot - auf Anraten von "Oma Eichler" hatten wir extra vorab beim Gasthof Mühl­häuser in Wann­bach angerufen. Und obwohl es mitten in der Woche war, war der Gasthof rappel­voll und unsere vorbestellten Schäuferle waren die letzten, die es gab. Die Getränke zum Schäuferle kann man sich sicher denken.

Nachts zog mit ordentlichem Getöse die Sturm­front durch. Auch "Oma Eichler" hatte ihre Terrassen­möbel vorsorglich gesichert. Der Regen hielt auch am nächsten Tag noch an und deshalb entschlossen wir uns, an diesem Tag nicht zu wandern, sondern den eigentlich für den Schluss der Tour vor­gesehenen Besuch in Bamberg vor­zu­ziehen. In Bamberg hatte sich das Wetter schon etwas beruhigt, wir mussten nur einmal bei einem leckeren Schlenkerla "abwettern". Zuvor hatten wir passend zum Thema der Tour das Bier­museum im ehemaligen Kloster besucht. Auf der Rückfahrt von Bamberg sammelten wir Martins Auto auf. Dann ging es zurück zu Martins Fest­unterkunft bei "Oma Eichler". Unterwegs in Eber­mannstadt war im Gasthof Schwan gerade Eröffnung der Karpfen­saison. Martin war neugierig und so mutig, sich Karpfen­innereien zu bestellen. Ob man das essen muss? Zum Essen auch noch alkohol­freie Biere! (wegen der Autos) Danach hatten wir noch einen langen Abend mit einem englischen Kletterer­pärchen im (geheizten!) Aufenthalts­raum bei "Oma Eichler". Einige Kletterer saßen dort auch immer mal in der Daunenjacke - wir im T-Shirt. Und ich dachte immer, Kletterer wären harte Kerle! 🙂

Die Unwetter­front war abgezogen und wir wollten unsere Tour noch weiter­führen. Also fuhren wir am nächsten Morgen wieder zurück zur Behringers­mühle und ließen unterwegs ein Auto gleich in Streit­berg stehen. Ohne Gepäck wanderten wir das Wiesent­tal aufwärts bis zur Schotters­mühle. Die Wiesent hatte aufgrund des starken Regens ziemliches Hoch­wasser und ordentliche Strömung und wir waren erstaunt, dass bei diesen Bedingungen trotzdem Boote an (nach eigenener Aussage) Paddel­laien verliehen wurden. Ich hoffe, es ist ihnen nichts passiert. Auch im Wiesenttal sah man den einen oder anderen Kletterer und der sonst breite Franken­weg war dort nur ein schmaler Pfad. In der Schotters­mühle testeten wir wieder die obligatorischen drei Biere, ausgeschenkt von einem biker­freundlichen Ur-Berliner. In der Nähe der Schotters­mühle verlässt der Frankenweg das Tal und steigt zur Riesen­burg steil bergan. Die Riesen­burg ist eine der vielen Karst­höhlen in der Gegend. Der Weg führt direkt hindurch und unmittel­bar daneben gibt es einen kurzen Auf­stieg zu einem lohnenden Aussichts­punkt auf einem Felsen. Wenn man sich vorstellt, dass die Leute früher über diesen steilen Aufstieg ihr Wasser auf die Albhoch­fläche tragen mussten!

Die Gaststätte in Engelhards­berg existiert nicht mehr, aber wir hatten genügend Proviant im Rucksack. Nur kein Bier. Auf dem Hohen Kreuz bekam Susi auch noch "ihren" Aussichts­turm, von dem man eine schöne Sicht bis zum Fichtel­gebirge und ins Wiesent­tal hat. Weiter ging der Franken­weg direkt durch die Oswald­höhle; zur Rosen­müller­höhle mussten wir ein Stückchen absteigen. Der Franken­weg ist dort oben eher ein Steig, möglicherweise hätten wir hier unsere Wander­wagen auf den Rücken nehmen müssen. Auch gut, dass wir sie dort gar nicht mehr dabei hatten. Über einige schöne Aussichts­punkte ins Wiesent­tal führte uns der Weg zur Burg Neideck und dann zu unserem Ziel in Streit­berg. Danach ging es ein zweites Mal nach Potten­stein auf den netten Camping­platz, aber nicht ohne unterwegs ein Abschluss-Schäuferle im Goldenen Stern in Muggen­dorf zu vertilgen. Martin startete am nächsten Morgen gleich nach Norden zu einem Klassen­treffen und Susi und ich zuckelten gemütlich Richtung Süden nach Hause.

Nach der Tour verordneten wir uns erstmal eine Woche alkohol­freie und fleisch­arme Ernährung, um zu sehen, ob wir auch noch anders können. Ging alles gut. Obwohl wir wegen des Wetters die Strecke ein bisschen zerstückeln mussten, ist diese Tour durch Ober­franken wirklich zu empfehlen. Die Camping­platz­dichte ist allerdings nicht allzu hoch und man sollte bei der Tourplanung beachten, dass montags so gut wie alle Gasthöfe Ruhetag haben. Die Planung für das nächste Stückchen Frankenweg zwischen Schwabach und Gräfen­berg liegt schon in der Schublade. Mal sehen, ob Martin auch ohne das viele Bier mal wieder mit uns wandert...