Juli 2010
Die Hardangervidda - Europas größtes Hochplateau - liegt zwischen Bergen und Oslo. Während der Eiszeiten haben Gletscher das Gebirge abgeschliffen - heute bestimmen weite Ebenen, flache Seen und sanft ansteigende Gipfel die Landschaft. Schon ab 800 m über dem Meer ist die Vegetation hochalpin, das Klima ist rauh.
Die Trolltunga (Trollzunge) in der Nähe von Odda ist eine lange Felsnase, die in schwindelerregender Höhe über den Stausee Ringedalsvatnet ragt. Früher fuhr vom Ort Tyssedal die Mågeliban - eine Standseilbahn mit offenen Wagen - die aber leider nicht mehr öffentlich betrieben wird.
Neben der Bahn führt ein steiler Wanderweg in Serpentinen zur Bergstation. Da dieser Weg sehr matschig war, entschieden wir uns für die Stufen unmittelbar neben der Bahn - nicht enden wollende 2619 Stufen! An der Bergstation wird der Marsch bis zur Trolltunga mit 3 Stunden angegeben. Von den Wochenendhütten an der Bergstation wanderten wir in karger Felslandschaft bis zum nächsten Sattel. Wir liefen inzwischen durch Wolken - den spektakulären Ausblick von der Trolltunga konnten wir vergessen. Deshalb kehrten wir kurzerhand um.
Eine andere Möglichkeit, in die Hardangervidda zu gelangen, ist die berühmte Flåmbahn. Vom Aurlandsfjord fährt die Bahn in Kehren und Tunneln bis nach Myrdal (866 m über NN). Die Flåmbahn trifft dort auf die Eisenbahnstrecke Bergen-Oslo. Wir stiegen in Myrdal um und fuhren in Richtung Oslo bis nach Finse (1.222 m über NN). Finse besteht aus ein paar Hotels und einigen Hütten -dafür dass Hochsaison war, trafen wir nur sehr wenig Menschen.
Im Winter herrschen in der Hardangervidda arktische Verhältnisse: Roald Amundsen trainierte auf dem Hardangerjøkul (Jøkul = Gletscher) für seine Polarexpeditionen. Auch der Sommer ist nicht warm. Wir hatten 6° und Regen. Wir wanderten ein Stück um das Finsevatnet - immer mit Blick auf den Hardangerjøkul. Etwas Mut braucht man beim Überqueren der Hängebrücken, diese provisorischen Brücken werden für die Dauer des kurzen Sommers - von Juli bis Anfang September - über die Flüsse gebaut. In Finse kann man eine Hardangervidda-Nord-Süd-Durchquerung starten: In sieben Tagen wandert man bis Haukeliseter und übernachtet in Hütten oder im Zelt.
Wer die "Elemente" mag, dem werden Wanderungen in der Hardangervidda gefallen. Wir waren begeistert von Landschaft, Klima und Vegetation.