Lysefjord (Norwegen)

9.-11. Juli 2010

Der Lysefjord ist eine 40 km lange Rinne im Südwesten Norwegens zwischen bis zu 1.000 m steil aufragenden Felswänden. Am Ende des Lysefjords liegt das kleine Örtchen Lysebotn mit einem Campingplatz direkt am Wasser. Nach Lysebotn gelangt man auf dem Landweg vom Sirdal auf einer schmalen Serpentinenstraße über das Kjeragfjell (Fjell = Gebirge) oder auf dem Wasserweg mit der Fähre von Stavanger.

Zwei der sehenswertesten, aber deshalb auch am stärksten frequentierten Norwegen-Fotomotive liegen am Lysefjord: Der Kjeragbolten am Südufer und der Preikestolen im Norden. Der Kjeragbolten ist ein ca. 5 m³ großer Brocken - 1.000 m über dem Lysefjord in einer Felsspalte eingeklemmt. Auch Basejumper nutzen das Kjeragmassiv als Absprungrampe. Ausgangspunkt für eine Wanderung zum Kjeragbolten ist das Panoramarestaurant Øygardstøl (640 m ü. NN) an einer Serpentinenstraße mit anstrengenden 27 Haarnadelkurven hinunter zum Fjord. Man sollte seine Reise gut planen, wenn man diese Straße nicht mehrfach fahren will - insbesondere mit einem Wohnmobil. Wir hatten leider kein Wetterglück und durften nicht zum Kjeragbolten wandern.

Eine Paddeltour auf dem Lysefjord und die Wanderungen zu Kjeragbolten und Preikestolen hat Lars Schneider im "Outdoor Kompass Südnorwegen" sehr gut beschrieben. Er ist auf dem Lysefjord vier Tage gepaddelt. Zwischen den steilen Felswänden gibt es ein paar wenige Übernachtungsmöglichkeiten am Lysefjord. Er empfiehlt eine Richtung zu paddeln und zurück die Fähre zu nehmen. Wir paddelten diesmal nicht, sondern genossen den Fjord von der Autofähre bis Forsand aus. Früher hielt die Fähre am Nordufer an der Straße zum Preikestolen, diese Station wird nicht mehr angefahren, seit 1997 die Brücke bei Forsand über den Lysefjord gebaut wurde. Kjeragbolten und Preikestolen konnten wir von unten in den Wolken nur erahnen, dafür waren immerhin zwei Kajaks auf dem Lysefjord unterwegs.

Der Preikestolen (Predigtstuhl) ist eine natürliche Felsplattform mit weitem Blick über den Lysefjord. Die Wanderung zum Preikestolen startet man entweder am riesigen Parkplatz der Preikestolhytta (270 m über NN) oder - etwas weiter entfernt - am Campingplatz Preikestolen. Um dem Massentourismus zu entgehen, wanderten wir erst am späten Nachmittag los und nahmen ein kleines Zelt mit. Der gut ausgebaute Weg führt durch lichten Wald, über Moorflächen, durch steile Rinnen über große Steinblöcke, an einem Sattel vorbei an ein paar kleinen Seen, zuletzt in zwei Varianten um oder über einen dicken Felsriegel. Man ist hin und zurück je zwei bis drei Stunden unterwegs und überwindet dabei ca. 350 Höhenmeter. Keinesfalls sollte man - wie einige unbedarfte Touristen - ohne feste Bergschuhe und genügend Verpflegung + Getränke unterwegs sein. Wenn man dann Glück hat und der Preikestolen nicht gerade im Nebel steckt, dann ist es ein faszinierender Platz - aufregende, geländerfreie 604 m über dem Lysefjord.

Auf dem Bauch liegend lugten wir vorsichtig über die senkrecht ins bodenlose abfallende Kante. Nichts für schwache Nerven. In dem kargen, felsigen Gelände war es gar nicht so einfach, einen passenden Platz für unser Zelt zu finden. Wir kraxelten auf den Felsriegel oberhalb des Preikestolen und fanden dort ein schöne Stelle, vom der aus wir beim verdienten Abendessen den späten Sonnenuntergang genießen konnten. Nachts kam starker Wind auf, so dass wir unser exponiertes Nachtlager sehr früh wieder verließen. Beim Abstieg in der Morgen­dämmerung kam uns dann schon wieder die Vorhut der "Tagschicht" entgegen.

Eine faszinierende Wanderung in grandioser Natur in der es tagsüber von Touristen wimmelt. Die Paddeltour auf dem Lysefjord bekommt auch ungepaddelt glatte: