Wanderung Schliersee-Thiersee-Kiefersfelden

Mai/Juni 2019 (Himmelfahrt)

Ein verlängertes Wochenende Ende Mai, selbst auf den Voralpen­gipfeln noch sulziger Schnee, aber Wandern in den Bergen wollen wir trotzdem gern. Die Tour lag schon länger in der Schublade und jetzt passte sie genau.

Diesmal geht es mit Bahn in Richtung Berge. An diesem Feiertag fahren mehr Züge auf der Strecke, wir sind auch extra recht spät los, trotzdem ist der Zug gerammelt voll. Entspannte Anreise sieht etwas anders aus, aber als wir ein Stückchen entlang der Autobahn fahren, sieht es dort genauso voll aus. Radio­sprecher: "Übrigens, Sie stehen nicht im Stau, Sie sind der Stau."

Kurzzeitig überlegen wir, statt nach Schliersee noch weiter bis nach Fischhausen-Neuhaus zu fahren. Nein, wir wollen gern auch den schönen Weg am Westufer des Sees "mitnehmen". In Schliersee angekommen stellt sich heraus, dass der Schliersee durch den Regen der letzten Tage übergelaufen ist. Na sowas! Wir könnten die Über­schwemmung vielleicht umgehen, da wir aber nicht wissen, wie es später im Ufer­bereich aussieht, dort wo man nicht mehr ausweichen könnte, laufen wir am Ostufer entlang. Dort ist es leider nicht ganz so ruhig wie auf der anderen Seite, aber auch ganz nett.

Ab Fischhausen laufen wir zuerst noch durch Besiedelung, es ist aber fast kein Verkehr und in Neuhausen beginnt der Weg über die Trasse der ehemaligen "Bockerlbahn". Erstaunlich, welche Steigungen die Bahn damals überwunden hat. Bei den Josephs­thaler Wasserfällen und bis zum Spitzing­sattel folgen dann noch ein paar heftige Steigungen. Der Spitzing­sattel wird tatsächlich der höchste Punkt dieser Tour.

Nach einer kleinen Rast wandern wir um den Spitzingsee und dann schon leicht bergab zur Albert-Link-Hütte. Hier hatten wir vor Jahren Ralfs 40. Geburtstag gefeiert, klar, dass wir hier einkehren müssen. Von einer Kölner Berg­wander­gruppe erfahren wir, dass es selbst am Stümpfling wegen Restschnee unangenehm war und sie grübeln darüber, auf welchen Berg sie am nächsten Tag überhaupt gehen können. Unsere "Talwanderung" ist also wirklich ein guter Entschluss.

Gern hätten wir auch im Bleckstein­haus übernachtet, das ist aber geschlossen. Und da wir das wussten, haben wir das Zelt dabei. Wir wandern noch ein Stückchen die Valepp entlang, bis wir ein ruhiges Plätzchen finden. Die Wasser­ver­sorgung ist gesichert; selbst die kleinen Seiten­bächlein der Valepp, die im Sommer trocken fallen, sind alle gut gefüllt.

Am nächsten Tag bleiben wir eigentlich den ganzen Tag im Tal der roten Valepp, das klingt allerdings viel lang­weiliger als es tatsächlich ist. Auch das alte Forsthaus Valepp ist schon seit Jahren geschlossen und obwohl bis dort hinten ein Bus fährt, begegnen wir den ganzen Tag nur ein paar wenigen Mountain­bikern, die sich meist mit Elektro­antrieb durch die Landschaft schummeln.

Die Valepp hat ein tiefes Kerbtal eingeschnitten und fließt zeitweise einige hundert Meter unter uns. Den Steig an der Felsflanke versuchen wir erst, kehren dann aber doch lieber um, das ist nichts für unsere Wander­wagen. "Zur Strafe" müssen wir über den Forstweg viel weiter oberhalb und steigen so fast wieder auf die Höhe des Spitzing­sattels. Danach geht es steil bergab bis zur Erzherzog-Johann-Klause. Auch diese Wirtschaft hat geschlossen. Ein Glück, dass wir Selbstversorger sind.

In Richtung Kaiserhaus wollen wir mit den Wanderwagen nicht durch die schmale Kaiserklamm, deshalb müssen wir dort nochmal über den Berg. Von ebener Tal-Tour bergab konnte heute wirklich nicht die Rede sein. Beim Kaiserhaus wollen wir uns nicht aufwändig einen Zeltplatz suchen, sondern fragen nach einem Zimmer. Ein ziemlich räudiges Lager für 12 unterm Dach ist für uns frei, das wir aber ganz allein bewohnen dürfen. Die Matratzen sind aber sauber bezogen und wir haben ja ohnehin unsere Schlafsäcke dabei. Der Jäger hat leckeres Wild für uns erlegt, aber bevor wir zu Abend essen, laufen wir noch ohne Gepäck einmal durch die Kaiserklamm. Wirklich beeindruckend.

Am nächsten Morgen sind wir wieder zeitig auf den Beinen und frühstücken ganz einsam auf der Terrasse vorm Kaiserhaus. Passend zum Haus ist heute strahlendes Kaiser­wetter. Nach einem letzten Blick in die Klamm verlassen wir das Tal der Valepp, die inzwischen Branden­berger Ache heißt, und wandern an ihrem Seitenbach, dem Ellbach, in Richtung Thiersee. Auch dieser Weg wird wieder viel abwechslungs­reicher als wir vermutet haben, es gibt Tiefblicke und Ausblicke auf den südlichen Kamm des Mangfall­gebirges. (Merkwürdig, dass man die Gegend "Mangfall­gebirge" nennt, obwohl doch das Gebiet schon seit dem Spitzingsee nach Süden in den Inn entwässert.)

Beim Blick auf Hinter­thiersee und die dahinter liegende Bergkette staunen wir wieder einmal, wie weit man doch einem Tag auch zu Fuß kommen kann. Auf dem kleinen Camping­platz am Thiersee finden wir ein schönes Plätzchen mit unverbaubarem Blick aufs Wasser. Das Baden ist noch eine Mutprobe, aber wir sind ja seit der Kindheit durch Ostsee­urlaube abgehärtet. Unsere Trekking-Nahrung bleibt wieder im Rucksack und der Kocher kalt, denn am Strandbad gibt es ein schönes Plätzchen mit Blick auf den See und leckeren italienischen Speisen.

Am nächsten Morgen bläst ein kalter Fallwind immer neue Nebel­fetzen über den See, ein tolles Schauspiel zum Sonnen­aufgang. Frühstück gibt es auch gleich am Ufer mit Seeblick. Dann wird es ziemlich schnell hoch­sommerlich warm und wir sind froh, Sonnenhüte dabei zu haben. Wir wandern wieder ein Stück bergauf und -ab bis zum Hechtsee. Dort geht es neben dem Abfluss des Hechtsees über eine lange Treppe durch den Wald wieder hinunter zum Kieferbach. Es riecht heftig nach faulen Eiern: aus dem Hechtsee wird das Schwefel­wasser­stoff-haltige Tiefen­wasser abgelassen, das sich als Wasser­fall ins Tal ergießt.

Danach geht es nur noch ein Weilchen durch den Wald am Ufer des Kiefer­baches entlang nach Kiefers­felden. Von dort fahren regelmäßig Regional­züge nach München, unserer ist diesmal ganz angenehm leer. Auf der Rückfahrt sehen wir die "üblichen" Berge, die wir sonst häufig von der Autobahn aus sehen, aber so ist es doch entspannter.

Insgesamt war es eine wirklich schöne Tour, so etwas Ähnliches könnte man glatt mal wieder unternehmen.