Vogesen

Mitte Oktober 2018 und Mitte September 2019

Früher waren wir an den Vogesen immer nur vorbei gefahren auf dem Weg ins Jura oder zurück von Frank­reich oder Irland. Im Herbst 2018 wurde es endlich mal Zeit, dort Station zu machen. Und um es gleich vorweg zu nehmen, dieses Mittel­gebirge hat es uns wirklich angetan.

Die Vogesen sind die westliche Begrenzung der ober­rheinischen Tiefebene zwischen Basel und Strasbourg, die östlich durch den Schwarzwald begrenzt wird. Von der Höhe her ähneln sich Vogesen und Schwarzwald, beide erreichen an ihren höchsten Erhebungen etwas mehr als 1400 m. Allerdings unter­scheiden sich die beiden Gebirge ganz wesentlich in ihrer Vegetation: Während der Schwarzwald aus dichten Wäldern mit Rodungs­inseln und Besiedelungen der Täler besteht, haben die Vogesen eine vielfältigere Landschaft zu bieten.

In den Vogesen gibt es auch ausgedehnte Wälder, besonders im nördlichen Teil ("Vosges du Nord"). Im Süden liegt das Belchen-System und der Nationalpark "Parc naturel régional des Ballons des Vosges". Dass Belchen sprachlich (über Bällchen - Ball) mit Ballon verwandt ist, scheint plausibel, lt. Wikipedia bedeutet Belchen aber aus dem keltischen kommend "Der Strahlende"). Die französische Bezeichnung "Ballon" finden wir sehr treffend, denn die Berge in den Hoch­vogesen wurden durch die eiszeitlichen Gletscher rund geschliffen und sind meist nicht bewaldet - also richtige Ballons.

Die Vogesen haben, anders als der Schwarzwald, einen ausgeprägten Kamm, der zur Rhein­ebene tief und manchmal auch sehr schroff abfällt. Nach Westen in Richtung Lothringen läuft das Gebirge sanfter aus. Die eiszeitlichen Schmelz­wässer haben ausgeprägte Kare und tiefe Kerbtäler hinterlassen.

Viel jünger sind andere Spuren: Im ersten Welt­krieg war das Gebiet hart umkämpft, davon zeugen nicht nur große Soldaten­fried­höfe. Auch die Grat­straße "Route des Crêtes", die kurz unterhalb der Gipfel verläuft, stammt aus dieser Zeit. Und nicht zuletzt hat der Streit der Nationen viele sprachliche Spuren hinterlassen, die teilweise zu lustigen Sprachmischungen führen wie z.B. "Col de la Schlucht" (Schluchtpass).

Da es uns in den Vogesen so gut gefallen hat, sind wir ein Jahr nach unserem ersten Besuch schon wieder dort gewesen. Das deutsche Internet wimmelt nicht gerade von Wander-Informationen über die Vogesen. Bestimmt lohnt sich die komplette Vogesen­überschreitung (ca. 400 km) von Wissembourg nach Belfort über den Fern­wanderweg GR53 "Crête des Vosges". Dafür haben wir uns (noch nicht?) die Zeit genommen, deshalb folgen hier nur ein paar persönliche Höhe­punkte unserer Unter­nehmungen in den Vogesen.

Unsere abwechslungs­reichste Tagestour war die Wanderung über den versicherten Bergsteig "Sentier des Roches". Weil wir von dort so viele schöne Fotos mitgebracht haben, widmen wir diesem Weg einen separaten Tourbericht (Link unten).

Eine sehr schöne Wanderung führte uns vom Petit Ballon den Kamm entlang zum Hilsenfirst. Den Rückweg wählten wir auf der Westseite des Kammes. Man könnte diese Tour auch noch bis zum "Le Klintzkopf" verlängern, falls die 13 km Wanderung zu kurz sind (alle unsere Touren auf der Karte eingezeichnet). Über eine schmale Straße kommt man zum Col du Petit Ballon. Dort gibt es einen Parkplatz ca. 150 Höhenmeter unterhalb Gipfels. Weil man vom Petit Ballon so eine grandiose Aussicht über das Rheintal und bis zu den Alpen hat, haben wir im Herbst 2019 dort oben auf dem kleinen Parkplatz übernachtet, um bereits zum Sonnenaufgang am Gipfel zu stehen. Einfach herrlich.

Ein weiteres Relikt der Eiszeiten sind die zahlreichen Seen in den Vogesen (ehemalige Gletscher­becken). Ihr Wasser ist meist sehr klar und nicht besonders warm. Die großen, wie der Lac de Gérardmer, sind an ihren Ufern bebaut und sie werden als Badesee und für Wasser­sport genutzt. Auch unser erstes "Basislager" haben wir uns beim Lac de Longemer in der Nähe von Xonrupt-Longemer (was für ein schöner Name!) gesucht. Einige kleinere Seen sind abgelegener oder verstecken sich im Wald. Da die Vogesen nach Westen sanfter abfallen, unterscheiden sich die Seen westlich des Kammes deutlich von denen auf der Ostseite. Einige Gletscher­reste sind schon zu Mooren umgebildet, an einigen kleinen Seen kann man den Verlandungs­prozess speziell an ausgedehnter Schwingrasen-Vegetation beobachten. Besonders mit Herbstfarben sind diese Seen malerisch und ein Spaziergang oder eine kleine Wanderung lohnt sich dort sehr (z.B. Lac de Blanchemer oder Lac de Lispach).

Wenige Kilometer nördlich vom Col de la Schlucht gibt es eine Kette von Seen auf der Ostseite des Kammes. Wir haben uns eine Wanderung herausgesucht, bei der wir an vier Seen vorbei kommen würden. Start war am Lac Blanc. Richtung Süden ging es weiter zum Lac Noir, dann zum Lac des Truites und schließlich zum Lac Vert. Von dort hinauf auf den Kamm und dort zurück nach Norden. Auch alle diese Seen sind Gletscherreste, allerdings auf der schrofferen Gebirgsseite. Schon am Lac Blanc zeigte sich, dass diese Seen nicht die romantische Aus­strahlung der westlichen Seen haben. Zur Pegel­erhöhung sind sie künstlich aufgestaut; Lac Blanc und Lac Noir werden bzw. wurden gemeinsam als Pump­speicher­werk genutzt.

Diese Wanderung bietet aber auch ohne die "Seen-Romantik" viele schöne Passagen und besonders oben auf dem Kamm (Hautes Chaumes) Aussicht und tolle Hoch­moor­vegetation. Allerdings muss man sich den Aufstieg schon ein bisschen "erkämpfen". Beim nächsten Mal würden wir den Lac Blanc weglassen. Der Abstieg dorthin führt über einen scheußlich verblockten, aus­ge­witterten Weg und lohnt sich überhaupt nicht. Leider war der Weg über die Aussichts­punkte "Rocher Hans" und "Observatoire Belmont" gerade gesperrt, der wäre bestimmt die bessere Wahl. Aber insgesamt hat auch diese Wanderung (ca. 20 km) viel Spaß gemacht.

Wir werden bestimmt mal wieder in die Vogesen fahren, dort gibt es noch einiges zu erkunden, z. B. viele Burgen. Die Wanderung zu einer davon am Ostrand der Vogesen bei Ribeauvillé wird hier schon in Kürze erscheinen.

Jetzt wird es aber mal Zeit, die Fotos anzusehen - viel Spaß dabei!