Im letzten Jahr hatten wir unsere erste längere Weihnachtsmarkttour unternommen. Für richtige Outdoor-Touren sind die Dezembertage meist zu kurz und das Wetter ist häufig auch zu hässlich. Aber bei einer Weihnachtsmarkttour sind wir auch gemeinsam unterwegs und ein bisschen an der frischen Luft.
Diesmal hatten wir nicht ganz so viel Zeit wie im letzten Jahr, deshalb musste die Runde etwas kleiner werden: Unsere Wahl fiel auf Schwaben und Franken. Wir waren ganz früh in der Adventszeit unterwegs, die Weihnachtsmärkte hatten erst vor kurzem geöffnet, einmal waren wir auch genau zur Eröffnung dort.
Wenn man so wie wir in seinem rollenden "Hotel" übernachten kann, dann sind drei Weihnachtsmärkte an einem Tag durchaus realistisch. Wir haben die Tour zu Hause am PC schon gründlich vorgeplant, um nicht bei der Suche nach Park- und Übernachtungsplätzen zu viel Zeit zu vertrödeln. Es ist meist auch viel einfacher, die Parkmöglichkeiten am PC zu finden, als unterwegs. Da wir auch gern ein bisschen laufen, müssen die Parkplätze auch nicht sehr nah an den Weihnachtsmärkten liegen.
Unsere erste Station war Ulm. Vom Parkplatz in Neu-Ulm auf der anderen Donauseite konnten wir noch ein Stückchen an der Donau entlang laufen und hatten so einen schönen Blick auf die Ulmer Altstadt mit dem imposanten Münster. Auf den Turm des Münsters stiegen wir diesmal nicht, dafür war es zu kalt und zu windig.
Der Ulmer Weihnachtsmarkt beschränkt sich auf den Platz vor dem Münster. Selbst an diesem Donnerstag Mittag wurde es dort schon recht voll. Bei einem Besuch vor vielen Jahren auf dem Ulmer Weihnachtsmarkt haben wir schon mal erlebt, wie brechend voll es dort in den Abendstunden sein kann. Komisch, dass der Weihnachtsmarkt nicht auf andere freie Flächen in der Innenstadt ausgedehnt wird, z.B. auf den Marktplatz vor dem bunt bemalten Rathaus. Wir schlenderten noch ein wenig durch die engen Gassen an der Blau und dann ging es schon zu unserer nächsten Etappe nach Göppingen.
Auf der Fahrt dorthin gab es in Geislingen an der Steige einen kleinen Stau direkt neben dem Werksverkauf von WMF. Normalerweise sind wir ja keine "Schnäppchenjäger", aber wenn man ohnehin steht, kann man ja auch mal kurz nachschauen, was die Württembergische Metallwarenfabrik so anzubieten hat. In unserer Küche sollten ohnehin ein paar Werkzeuge ergänzt und ersetzt werden, dort fanden wir alles, was wir haben wollten zu unschlagbaren Preisen.
Göppingen wirbt mit dem verlockenden Begriff "Waldweihnacht", dahinter verbarg sich allerdings ein ganz normaler, durchschnittlicher, kleiner Weihnachtsmarkt, auf dem ein paar Nordmanntannen uninspiriert verteilt waren.
Ganz anderes sah es dagegen in Esslingen aus, dort hatten wir uns mit Eva verabredet. Esslingen nutzt die gesamte historische Innenstadt für eine Kombination aus einem "modernen" und einem Mittelalter-Weihnachtsmarkt. Besonders der Mittelalter-Weihnachtsmarkt passte sehr gut in die historische Kulisse. Dort gab es Handwerkerstände, lustige Spielbuden vom Axtwerfen bis zum Mäuse-Roulette und sogar ein kleines muskelbetriebenes Riesenrad. Dazu natürlich auch verschiedenste Verkaufsstände und leckeres Essen und Getränke. Gemütlich und sehenswert. Abends stiegen wir dann noch eine ewig lange Treppe zur Burg hinauf (die eigentlich ein Teil der ehemaligen Stadtbefestigung ist) und hatten einen schönen nächtlichen Blick über die Stadt. Dort oben gibt es einen größeren Parkplatz und wenige Wohnmobilstellplätze.
Am nächsten Vormittag gingen wir erst mal in Waiblingen in die Schwimmhalle, die Weihnachtsmärkte öffnen ja meist erst mittags. Danach fuhren wir nach Stuttgart. Die Weihnachtsmärkte ziehen sich dort vom Schlossplatz in der Nähe des "großen Lochs" beim Hauptbahnhof über den Hof des alten Schlosses bis zum Rathaus. Alles ganz hübsch, aber nicht spektakulär.
Richtig überraschend war dagegen Bad Wimpfen. Das ganze kleine Städtchen war weihnachtlich beleuchtet und schon von weitem leuchtete die Silhouette der Stadt über dem Neckar. Der Weihnachtsmarkt wurde gerade feierlich eröffnet und es gefiel uns richtig gut dort.
Als dritte Station für diesen Tag hatten wir uns die "Haller Weihnacht" in Schwäbisch Hall herausgesucht. Schwäbisch Hall hatten wir uns schon einmal angesehen, als wir den Kocher gepaddelt waren: viele kleine Gassen und eine schöne Fachwerk-Partie am Fluss. Dafür, dass Hall fast sechs mal so groß wie Bad Wimpfen ist, war der Weihnachtsmarkt im Verhältnis viel zu klein. Hall nutzt nur den Markplatz für seinen Weihnachtsmarkt, obwohl sich auch dort passende verkehrsfreie Flächen durch die ganze Stadt ziehen. Entsprechend voll war es auf dem Markt, über den man aber eine sehr schönen Blick von der großen Treppe vor der Kirche "St. Michael" hat. Nach einer ausgiebigen Runde über den Markt landeten wir am Ende in einer Brauereischänke am Kocher, denn den Rundgang durch das historische Städtchen wollten wir uns nicht nehmen lassen.
Die erste Station des dritten Tages war der "Reiterlesmarkt" in Rothenburg ob der Tauber. Den Massentourismus hat man in Rothenburg ja das ganze Jahr über gut im Griff. Obwohl es auch dort recht voll war, konnte man sich aber gemütlich durch die vielen Gassen und Plätze treiben lassen. Und abseits des zentralen Trubels war kaum jemand unterwegs, wir drehten noch eine schöne Runde entlang der Stadtmauer.
Von Rothenburg folgten wir der Romantischen Straße Richtung Süden, zuerst nach Dinkelsbühl. Auch dieses sehenswerte mittelalterliche Städtchen hatten wir uns schon bei einer Paddeltour angesehen; dort sind wir auf der Wörnitz gestartet. Im Gegensatz zu Rothenburg hat Dinkelsbühl den Durchgangsverkehr nicht aus der historischen Altstadt verbannt, obwohl ein Straßenring außerhalb der Stadtmauer um die Stadt herum führt. Der Autoverkehr zwischen den vielen Fachwerkhäusern mindert erheblich den Charme des historischen Ambientes. Der Weihnachtsmarkt selbst fand im großen Innenhof des Heiliggeistspitals statt und war sehr liebevoll und gemütlich gestaltet. In Innenräumen gab es auch noch einen Kunstmarkt. Insgesamt fanden wir den Dinkelsbühler Weihnachtsmarkt "klein aber fein".
Der letzte Ort an diesem Tag war für uns Nördlingen, mitten in der ebenen Weite im Nördlinger Ries gelegen. Auch hier umschließt die noch komplett samt Stadttoren erhaltene Stadtmauer den historischen Ortskern. Einige große Parkplätze sind außerhalb der Stadtmauer zu finden, so dass sich der Autoverkehr im Inneren in Grenzen hält. Wir übernachteten allerdings etwas abseits beim Freibad, wo wir ganz einsam standen. Der Weihnachtsmarkt zieht sich vom Kirchturm "Daniel" quer durch die Stadt. Eine Besonderheit dort war der "gestachelte Weizenbock". Den sollen die Küfer erfunden haben: ein sehr heißer Metallstab wird in das Bier getaucht, wodurch ein Teil des im Schaum enthaltenen Zuckers karamellisieren soll. Kann man machen, muss man aber nicht. 🙂
Am Sonntag Morgen war das Wasser im Kanister gerade noch nicht gefroren - die richtige Temperatur für eine wirklich erfrischende Morgenwäsche. 😉
Nach einem gemütlichen Frühstück fuhren wir dann nach Neuburg an der Donau, das lag sowieso auf unserem Rückweg nach München. Die Schlossweihnacht gibt es dort nur an zwei Adventswochenenden, sie soll sehr schön sein. Auch die Deko des Weihnachtsmarktes beim Bootshaus hätten wir uns bestimmt angesehen, für beides waren wir aber zu früh. Nur auf dem Schrannenplatz gab es einen kleinen Weihnachtsmarkt.
Auch die Ingolstädter Altstadt hat noch ihre historische Struktur als ehemalige Festungsstadt mit einem umlaufenden Ring. Im Inneren gibt es einige Fußgängerbereiche und freie Plätze, die sich anbieten würden. Der Weihnachtsmarkt kann sich aber bezogen auf die Einwohnerzahl überhaupt nicht sehen lassen, der war echt mickrig für so eine reiche Stadt (mal abgesehen von der Eislauffläche auf dem Paradeplatz). Wenn man bedenkt, dass Erfurt nur anderthalb mal so viele Einwohner hat und was dort auf die Beine gestellt wird oder erst in Bad Wimpfen mit einem Zwanzigstel der Einwohner von Ingolstadt.
Und da sind wir schon bei der Zusammenfassung unserer Tour: Mit den schönsten Weihnachtsmärkten unserer Tour im letzten Jahr konnten nur Esslingen und Bad Wimpfen mithalten, Rothenburg war auch ganz hübsch. Stuttgart erreicht im Gesamtvergleich gerade mal das Mittelfeld. Göppingen und Ingolstadt kann man getrost auslassen. Aber schön war die Tour trotzdem und eine frühe Einstimmung auf die Adventszeit. Mal sehen, wo es beim nächsten Mal hingeht, am Harz soll es einige schöne Weihnachtsmärkte geben...